Ein alter Traum wird Wirklichkeit

Gemütlich wie zu Hause: Steffi Lingner und Jessica Wiebeck betreiben das Burger Café „Ete & Elsa“

Mir egal, ich back’ das jetzt so“ steht auf ihrer schwarzen Küchenschürze. Und genau das ist bei Steffi Lingner Programm, wenn sie zu Mehlschüssel, Zuckertüte und Co. greift, um daraus phantasievolle Kreationen zu schaffen. Eine Knopftorte zum Beispiel. Oder eine Handwerkertorte mit Hammer und Schraubenzieher aus Fondant. Auch die Anglertorte und die Friseurtorte tragen entsprechende Verzierungen. Jedes ihrer Backwerke ist ein echtes Unikat. Die Kunden honorieren es genussvoll, geben gern Bestellungen auf und kommen regelmäßig wieder. Auch der Kuchen schmecke bei „Ete & Elsa“ einfach anders, sagen sie: frisch, leicht, weniger süß. Und nie wie beim vorherigen Besuch. „Das kommt daher, weil ich erst beim Backen spontan entscheide, welche Zutaten ich in welcher Menge dazu-gebe“, erklärt die Inhaberin.

„Steffi, du machst das!"
Mit ihrem 2019 eröffneten Café hat die 52-jährige Burgerin den Traum ihrer Großmutter Ete erfüllt. „Meine Oma, die ihr Leben lang im Roten Stern in der Schuhproduktion gearbeitet hat, war ein Hans Dampf in allen Gassen. So wie ich auch. Sie hatte zig Freunde und immer eine volle Bude. Ihr Zuhause war quasi ein Café, aber ohne Kaffeekasse“, erzählt die Enkelin lachend. Und dass Oma Ete gleich nebenan gewohnt habe. In der Wohnung, die jetzt zum Café wurde, lebte Elsa Blankenburg, die andere Namensgeberin. Beide Damen hätten immer davon geträumt, ein Café zu eröffnen. Am Ende sollte es nicht sein. „Oma Ete gab mir mit auf den Weg: Steffi, das machst du, wenn du groß bist.“ Und Steffi hat es gemacht. Obwohl sie alles andere als eine Konditorin oder gar Geschäftsfrau war. „Ich selbst habe, wie meine Oma, in der Schuhfabrik gelernt.“ Nach der Wende verschlug es sie 26 Jahre in einen Burger Baumarkt.

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Selbst ist die Frau
„Vor zwei Jahren, als ich selbst Oma wurde, fragte ich mich: Will ich jetzt zum ‚alten Eisen‘ gehören oder nochmal neu durchstarten?“ Von da bis zur Idee des Cafés, das sich Oma Ete so sehr wünschte, sei es eigentlich nur ein kleiner Schritt gewesen. „Habe ich mir einmal was in den Kopf gesetzt, ziehe ich das auch durch. Ich bin handwerklich begabt, brauche weder Maurer noch Maler. Zu-dem ist mein Glas immer halb voll statt halb leer. Nun gut, backen konnte ich nicht. Also habe ich angefangen, es auszuprobieren. Jeden Tag einen Kuchen. Zuerst eine Schwarz-wälder Kirschtorte – Omas Lieblingstorte. Mit Youtube an meiner Seite hat das auch tatsächlich geklappt.“ Wichtig ist ihr: „Bei allem eigenen Engagement – ohne die Unterstützung meiner Familie und meiner Freundin Jessica hätte ich Omas Traum nicht umsetzen können.“

Gemütlichkeit großgeschrieben
Entstanden ist ein gemütliches Café mit ganz viel Wohnzimmercharme. Über dem großen Ledersofa, das einst in Steffi Lingners Küche stand, zieren alte Zeitungen und Journale die Wand. Neben unzähligen Kaffeemühlen aller Couleur erinnert auch eine altehrwürdige Singer-Nähmaschine an vergangene Zeiten. Den Vorgarten zieren Kaffeekannen. „Mitbringsel unserer Gäste“, sagt Jessica Wiebeck, die ihre Freundin im Service unterstützt. Eine neben dem Tisch abgestellte Aktentasche mit DDR-Charme vermittelt den Eindruck, ihr Besitzer würde jeden Augenblick zurückkommen. Die mit „Ete & Elsa“ bedruckten Kissen stammen genauso aus den geschickten Händen von Steffi Lingners Schwester wie die selbstgenähten Vorhänge. „Bei uns herrscht ein familiäres Flair. Viele Kunden duzen uns. Und manche rufen sogar an, wenn sie es mal nicht zu ihrem regelmäßigen Besuch schaffen“, erzählt die Inhaberin.


„Grüne Wiese“ und „Rote Mühle“
Beliebt sind auch die Veranstaltungen, die neben Kaffee, Kuchen, Eis und Deftigem bei „Ete & Elsa“ angeboten werden. Cocktailabende zum Beispiel oder der Ostalgieabend, bei dem „Grüne Wiese“ und „Rote Mühle“ nicht fehlen dürfen. Kennen Sie nicht? „Das waren typische DDR-Cocktails, die wir wiederbelebt haben“, erzählt Jessica Wiebeck. Ja, Ete und Elsa hätten sich gefreut. Auch über das, was Steffi Lingner, die ein wahres Energiebündel ist, künftig noch vorhat. „Corona zwingt uns zwar gerade zu langem Atem, aber sobald wir öffnen dürfen, werden wir auch schnell wieder die 100 Prozent erreichen.“ Und damit soll noch lange nicht Schluss sein. Zu viel verraten möchte sie nicht, bevor das Vertragliche in trockenen Tüchern ist. Nur so viel: „Ich bin Burgerin mit Leib und Seele. Wenn ich mal in den Urlaub fahre, dann maximal für eine Woche. Und zwei Tage vor Abreise fange ich schon an zu packen, weil ich weiß, es geht bald nach Hause. Für meine Heimatstadt und für deren Besucher will und werde ich noch etwas Neues auf die Beine stellen. Sie dürfen gespannt sein!“



 
Echte Handarbeit – seit fünf Generationen

Ein bisschen wirkt sie wie ein Exot, die kleine Orthopädie-Schuhmacherei Schotte in Schartau, in der mit handwerklichem Geschick seit über 140 Jahren solide Handarbeit geboten wird.

„High Heels sehen zwar schick aus, aber das ist auch schon alles“, sagt Walter Schotte. Der erfahrene Meister für Orthopädieschuhmacherei weiß, wovon er spricht. Von gesunden Füßen nämlich, denen man gar nicht genug Aufmerksamkeit widmen könne. Denn wenn das Laufen Schmerzen bereitet, ist der Gang zum orthopädischen Schuhmacher oft der einzige Ausweg. „Wir setzen alles daran, damit unsere Kunden möglichst wieder schmerzfrei unterwegs sein können“, erzählt der 82-Jährige. Und das seit über 140 Jahren. Die Anfänge des kleinen Schartauer Handwerksbetriebes, der bis heute in Familienhand liegt, gehen bereits auf das Jahr 1879 zurück. Da gründete Wilhelm Schotte Senior seine eigene Schuhmacherei. Orthopädische Schuhe wurden erstmals nach dem Ersten Weltkrieg angefertigt.



Traditionelle Technik

Walter Schotte Junior folgte der Familien-tradition in vierter Generation. 1964 qualifizierte er sich zum Schuhmachermeister, vier Jahre später zum Orthopädieschuhmachermeister. 1971 übernahm er den väterlichen Betrieb. „Zu DDR-Zeiten waren wir auf alte, übernommene Maschinen angewiesen, es gab ja kaum Möglichkeiten zu investieren. Das Material wurde uns streng zugeteilt. Für jedes Paar Schuhe bekamen wir exakt 0,33 Quadratmeter Oberleder. Oft in schlechter Qualität. Damit das reichte, mussten wir schon gut wirtschaften“, erinnert er sich. Obwohl nach der Wende die Maschinen schrittweise erneuert werden konnten, überwiegt nach wie vor die Handarbeit. „Seit eh und je arbeiten wir mit Zwickzange, Schuhmacherhammer, Spezialmesser und Co., sprich nach derselben Technik wie schon vor über 100 Jahren. Und das muss auch so sein“, sagt Walter Schotte.

Die Seele des Schuhs

Tochter Kerstin Johann tat sich zuerst etwas schwer damit, das Unternehmen einmal weiterzuführen, und wurde Lehrerin. Später erlernte aber auch sie das Handwerk von der Pike auf und machte 2002 ihren Meisterbrief für Orthopädieschuhmacherei. 2006 übernahm sie schließlich den Familienbetrieb. Für einen maßgefertigten orthopädischen Spezialschuh brauche es viele genau aufeinander abgestimmte Arbeitsschritte, erklärt sie. „Nach dem Messen, bei dem die individuellen Besonderheiten eines Fußes festgehalten werden, verschaffen wir uns mit einem Gipsabdruck ein dreidimensionales Bild des Fußes. Auf dieser Basis wird zuerst der Leisten gebaut – ein Modell aus Holz oder Kunststoff, das den Fuß nachbildet. Dann folgt die orthopädische Fußbettung, mit der die Fußprobleme behoben werden sollen. Ist die angepasst, machen wir uns an das Innenstück des Schuhs, die Brandsohle und gleichzeitig die Seele des Schuhs.“

Schärfen, Buggen, Zwicken und mehr

Daneben entsteht aus mehreren miteinander verklebten beziehungsweise vernähten Ein-zelteilen aus Oberleder ein Schaft, der obere Schuhteil. Hierbei fallen als Arbeitsschritte auch das Schärfen, Buggen und Zwicken an. „Beim Schärfen teilen wir das Leder am Rand. Beim Buggen wird es dann so umgelegt, dass eine saubere Kante entsteht. An-schließend wird der Schaft über den Leisten gezogen und an der Brandsohle mit Nägeln oder Tackerklammern gezwickt“, erklärt Kerstin Johann. Erst nach dem Zwicken kommt die Sohle auf den Schaft. „Ein bisschen wie beim Modellbau“, fügt Walter Schotte hinzu. „Wir bauen den Fuß nach, um ihn dann zu korrigieren.“ Das brauche neben handwerklichem Geschick auch Zeit. Gut 40 Stunden kommen locker zusammen, um ein Paar zu fertigen. „Orthopädische Schuhe sind ein komplexes, hochkompliziertes Gebilde“, so Walter Schotte.
Kerstin Johann ist die erste Frau an der Spitze des Familienunternehmens. Wie groß sind für sie die Fußstapfen, in die sie getreten ist? „Eigentlich gar nicht groß“, sagt sie. „Zumal ich sowohl meinem Opa als auch meinem Vater lange über die Schulter geschaut habe. Hingeguckt, abgeguckt, nachgefragt, selber ausprobiert und gemacht. Wir saßen ja zu dritt in der Werkstatt, haben immer als Familie zusammengehalten, uns gegenseitig unterstützt. Selbst unser Geselle Philipp Bauer, der seit elf Jahren bei uns ist, gehört fest dazu.“
Die 53-Jährige hat zwei erwachsene Söhne, die sich allerdings für einen anderen Werde-gang entschieden haben. „Die hatten ja immer vor Augen, wie viel unermüdliche Arbeit in meinem Job steckt“, kommentiert sie. Denn tagsüber betreut sie die Kunden, nimmt sich viel Zeit für jeden. Orthopädische Schuhe seien nun mal Vertrauenssache. Zudem bietet sie medizinische Fußpflege an, hilft in der Werkstatt und kümmert sich am Abend um die Buchhaltung. Aber vielleicht zeigt ihr Enkel ja Ambitionen. Der sei zwar gerade erst drei Jahre alt, aber die Hoffnung sterbe bekanntlich zuletzt.


Wo ein Wille ist, ist auch ein Laufweg

Mit Leidenschaft und Engagement prägen Falk und Carsten Heidel den Laufsport im Jerichower Land.

Vater und Sohn, Angestellter und Chef, Partner beim Laufen – Falk und Carsten Heidel haben vieles gemeinsam. Zusammen engagieren sie sich für Abwechslung und Action beim Laufsport im Jerichower Land. Wie es dazu kam? „Die Waage war´s“, berichtet Falk Heidel (52). „Als die bis auf satte 100 Kilo ausholte, wusste ich, jetzt muss etwas passieren.“ Früher, da habe er Fußball gespielt, sei auch mal gelaufen. Was man eben so machte. Es folgten 20 Jahre sportliche Abstinenz. Bis 2006. „Da habe ich angefangen, hier in der Umgebung zu laufen – und war schon nach dem ersten Kilometer komplett außer Puste.“

Zeitgleich hatte sich Sohn Carsten (28) die Laufschuhe angezogen. „Als wir uns davon erzählten, war relativ schnell klar: Das machen wir gemeinsam.“ Auch ihren ersten Marathon bestritten die beiden am selben Tag, 2009 in Magdeburg – mit Erfolg! „Allerdings gab Carsten im Ziel bereits Laufgeschichten zum Besten, als ich mich immer noch über die langen 42 Kilometer kämpfte. Egal, der lange Atem hat sich ausgezahlt, die Königsdisziplin des Laufsports war ge-schafft.“ Falk Heidel nennt es einen Meilenstein in seinem Leben. „Mehr noch, da ich das zusammen mit Carsten erleben durfte und der Tag meines ersten Marathons zugleich der Tag meiner letzten Zigarette war.“

Laufen ist ansteckend
Warum die beiden seither immer wieder an den Start gehen? „Laufen macht den Kopf frei. Und du kannst es immer und überall tun“, sagt Carsten Heidel. „Laufen ist der einfachste, unkomplizierteste Sport, den ich kenne. Zudem macht er süchtig und ist ansteckend“, ergänzt Vater Falk und erzählt: „Mir geht das Herz auf, wenn die ganze Familie an den Start geht.“ Passiert ist das beim Tangermünder Elbdeichmarathon 2019. „Dort waren auch meine Frau Kristin und alle meine fünf Kinder auf verschiedenen Strecken unterwegs – nicht, um mir einen Gefallen zu tun, sondern weil sie Lust hatten mitzulaufen.“



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Synergien clever genutzt
Seit 2019 gehen Vater Falk, Journalist, und Sohn Carsten, der eine Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik in der Tasche hat, auch beruflich zusammen. „Mit meiner 2015 gegründeten Eventservice-Firma war ich gut gebucht und so viel unterwegs, dass ich dringend Unter-stützung brauchte. Und warum nicht jemanden ins Boot holen, den man kennt und dem man vertraut?“ Also hat Vater Falk seinen Redaktionsjob bei der Volksstimme nach 20 Jahren beendet und ist mit eingestiegen. „Um das hier zusammen noch größer zu machen“, kommentiert er seinen Entschluss. Und das funktioniert, weil jeder seine Stärken einbringt. Falk Heidel als Vertriebsleiter und zuständig für das Online-Magazin Alpha-Report, das über Sport, Kultur, Lifestyle und Laufsport berichtet. Carsten Heidel, der Geschäftsführer, hat den Hut für alles Technische auf. Zum kleinen Unternehmen gehört seit vergangenem Jahr auch ein Azubi. „Unser Eventservice stattet Veranstaltungen mit Bühnentechnik, Lichttechnik, Tontechnik, Videotechnik und Co. aus, ist bei Wettkämpfen, Konferenzen, Messen oder Konzerten bundesweit gefragt“, erklärt Carsten Heidel. „Zudem entwickeln wir eigene Kreationen sportlicher Events hier im Jerichower Land“, ergänzt Falk Heidel.

Neue Wege suchen
Ihr Anspruch dabei: Frischen Wind in den Laufsport zu bringen, Neues anzubieten, Innovationen, die es so im Laufsport bisher nicht gab. Und damit Groß und Klein, Jung und Alt, Familien und Singles fürs Laufen zu begeistern. So zeigt es zum Beispiel der 2016 ins Leben gerufene Genthiner Staffellauf für Firmen, Vereine und Familien. „Dazu hatten wir mit Michael Kahlfuß aus Burg einen international bekannten Rallyefahrer eingeladen, der schon mal mit einem Trabant unterwegs durch die Wüste war. Und dann hieß es für alle Läufer: Wer sprintet schneller: der Trabi oder ihr? Das gab jede Menge Action rund um den eigentlichen Wettkampf und genau das war unser Anspruch.“