Unsere Titel-Themen unserer Ausgabe vom November 2020 unter dem Motto "Kraft".


Baby will kommen!

Eine Geburt ist ein echter Kraftakt. Kathrin Tolle-Radigk und Madeline Küßner, Hebammen an der Helios Klinik Jerichower Land, unterstützen werdende Eltern und ihren Nachwuchs rund um das aufregende Ereignis.


„Sorry für die Verspätung. Da wollte gerade noch jemand auf die Welt. Eigentlich zu früh, aber auch für die ganz Eiligen nehmen wir uns natürlich Zeit.“ Madeline Küßner (30), Hebamme in der Helios Klinik Jerichower Land in Burg, ist noch voller Adrenalin. „Das geht mir immer so, wenn ich einem neuen Menschlein auf die Welt helfen durfte.“ Und das selbst nach mehr als 250 von ihr begleiteten Geburten. Kurz durchatmen, einen Schluck Kaffee und wir können reden. Über den „schönsten Beruf der Welt“, für den sie sich – genau wie Kathrin Tolle-­Radigk (51) – entschieden hat.


Eine große Portion Unaufgeregtheit
„Ich wusste bereits mit 15, dass ich Hebamme werden wollte“, berichtet die ältere Kollegin, die das achtköpfige Hebammenteam der Helios Klinik Jerichower Land leitet. Seit 1989 ist sie im Haus, arbeitet in drei Schichten im Kreißsaal, macht CTGs (Cardiotokografien), Akupunkturen, begleitet die Geburten, kümmert sich um die Neugeborenen, hilft den frischgebackenen Müttern beim Anlegen. Zusätzlich zu ihrer Arbeit in der Klinik bietet sie Geburtsvorbereitungskurse und die Nachsorge an. Neben Wissen rund um die Geburt gibt sie werdenden Eltern in der Vorbereitung auf diesen ganz besonderen Moment auch eine möglichst große Portion Unaufgeregtheit mit, sagt sie. „Ich empfehle ihnen zum Beispiel, den Internetstecker zu ziehen. Im Netz kursiert jede Menge Halbwissen, das nicht jede Frau richtig einordnen kann. Und warum über Dinge grübeln, die einen am Ende gar nicht betreffen?“

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Fachwissen und Empathie
Bei der Nachsorge kümmert sich die erfahrene Hebamme um Mutter und Kind. Wie ist der Allgemeinzustand der Mama? Wie läuft das Stillen? Wie entwickelt sich das Neugeborene? Dabei hat sie Tipps parat: Was ziehe ich dem Baby wann an? Wie sollte es schlafen? Was, wenn es ständig schreit? „Eltern und Kind müssen sich kennenlernen, das braucht Zeit und Geduld.“ Geduld – die sei auch im Kreißsaal das A und O. Eine Geburt laufe nun mal nicht ab wie im Fernsehen: 20.15 Uhr Blasensprung, 20.30 Uhr ist das Baby da, sagt Madeline Küßner. Wichtig sei, unvoreingenommen zu sein und den Hebammen zu vertrauen. „Wir wissen nicht nur fachlich, was zu tun ist, wir stellen uns auch individuell auf jede Frau ein, die bei uns entbindet.“ Und ja, mitunter müssten Hebammen auch mal resolut sein. „Wir möchten im Kreißsaal richtungsweisend sein und lenken und leiten, damit alles so optimal wie möglich läuft“, fügt Kathrin Tolle-Radigk hinzu. „Unser Oberarzt sagt immer: Wir Hebammen bilden die Wirbelsäule des Kreißsaales.“ Ein verantwortungsvoller Job, ein wunderschöner Job, ein anstrengender Job. Einer, bei dem Fachwissen und Empathie Hand in Hand gehen.

Gut betreut
Um die 400 Geburten verzeichnet die Helios Klinik pro Jahr. Die meisten werdenden Mütter lassen sich dabei begleiten – von ihren Partnern, Müttern oder anderen engen Vertrauten. „Bis zur Tante aus Amerika hatten wir schon alles dabei“, sagt ­Madeline Küßner. Eine optimale Umgebung für die Geburt bietet die Helios Klinik: „Wir haben erfahrene Ärzte, mit denen wir Hand in Hand agieren. Wir sind die einzige Geburtsklinik mit angeschlossener Kinderklinik. Auch andere wichtige medizinische Bereiche sind im Haus: Anästhesie, OP, Frauenarzt, Kinderarzt. „Damit können wir ab der 32. Schwangerschaftswoche entbinden“, sagen sie. Auch eine ambulante Geburt ist möglich. Werdenden Eltern wünschen die beiden: „Bleibt bei euch und bleibt natürlich, um alles Weitere kümmern wir uns“, sagt ­Kathrin Tolle-Radigk.


Alles griffbereit
So, genug geplaudert. Die Arbeit ruft. Madeline ­Küßner will nach dem Neugeborenen schauen. Auf Kathrin Tolle-Radigk wartet eine Nachbetreuung. Schnell noch ein Kontrollblick in ihren Hebammenkoffer: Händedesinfektion, Handschuhe, Blutdruckmessgerät, Kompressen, Fadenziehset, Globuli, Ohrsamenpflaster und Akupunkturnadeln für ihre heilpraktische Arbeit. Alles ist an seinem Platz, es kann losgehen. „Ich treffe gleich eine glückliche ­Familie, was könnte es Schöneres geben.“



 
Es geht nur gemeinsam

Amtsarzt Dr. Henning Preisler leitet das Gesundheitsamt Jerichower Land – in Zeiten der Corona-Pandemie eine ganz besondere Herausforderung.

Immer den Gang entlang, dann um die Ecke, bis ganz nach hinten, letzte Tür links – das etwas versteckt anmutende Büro von Dr. Henning Preisler scheint im Widerspruch zur allgegenwärtigen Präsenz des Gesundheitsamtes Jerichower Land zu stehen. Gerade in Corona-Zeiten. „Dieser Schein trügt“, sagt der Amtsarzt lachend. Zum einen würden hier fast ununterbrochen die Telefone klingeln, weil Bürger Fragen haben oder Arbeiten mit den zahlreichen Partnern zu koordinieren sind. „Zum anderen sind wir in Genthin, wo man sich kennt, wo die Wege kurz sind und wo – wie hier in der Brandenburger Straße 100 – zentrale Einrichtungen dicht beieinanderliegen.“ Von versteckt könne also keine Rede sein.



Dienstleister für die Bürger

Der gebürtige Thüringer, der in Magdeburg Medizin studierte und in der Helios Klinik Burg seine Facharztausbildung zum Chirurgen absolvierte, ist als Facharzt für öffentliches Gesundheitswesen Ansprechpartner für die rund 90.000 Einwohner des Landkreises. Nach Ausbildung und chirurgischer Praxisarbeit habe er sich 2007 ganz bewusst dafür entschieden. „Das öffentliche Gesundheitswesen wird maßgeblich durch die Gesundheitsämter in den Landkreisen und kreisfreien Städten getragen. Es bildet neben der ambulanten und der stationären medizinischen Versorgung die dritte Säule des deutschen Gesundheitssystems. Wir sehen uns als Dienstleister für die Bürger“, sagt der 55-Jährige. Und das mit vielseitigem Aufgabenspektrum. So ist es eben nicht nur die Corona-Pandemie, die das Team fordert. „Obwohl uns die zweifelsohne seit Monaten zusätzlich auf Trab hält.“

Ein breit aufgestelltes Team

Mit „uns“ meint er das 18-köpfige Team an seiner Seite. Dazu gehören unter anderem Sozialarbeiterinnen und Ärzte im sozialpsychiatrischen Dienst. Sie unterstützen Menschen mit geistigen und seelischen Behinderungen und Suchtproblemen dabei, im Alltag zurechtzukommen. Gleichfalls dazu gehören Kinderkrankenschwestern sowie eine Kinderärztin im Kinder- und Jugendärztlichen Dienst, die unter anderem Einschulungsuntersuchungen durchführen, um den kindlichen Entwicklungsstand zu beurteilen. In diesem Jahr waren es 750. „Im Gesundheitsdienstgesetz Sachsen-Anhalt – der entscheidenden Rechtsgrundlage unserer Arbeit als Gesundheitsamt – ist zum Beispiel verankert, dass wir diese Untersuchungen noch zweimal wiederholen. In der dritten und in der sechsten Klasse“, erläutert Preisler. Empfehlungen rund um die Zähne gibt der Kinder- und Jugendzahnärztliche Dienst bei Zahnprophylaxeschulungen sowie zahnärztlichen Reihenuntersuchungen in Kitas und Schulen. Für Preisler ein wertvolles Angebot an alle Eltern. „Wie oft höre ich: Das sind doch nur die Milchzähne. Aber genau die fungieren als Platzhalter für das dauerhafte Gebiss.“ Mit der richtigen Pflege könne man demnach gar nicht früh genug anfangen.

Eine tragende Säule des Gesundheitsamtes sind die Mitarbeiter, die sich um die Hygiene kümmern. Preisler: „Es gibt ‚Spielregeln’, was hygienisch geleistet werden muss. Unsere Aufgabe ist es, das zu überwachen. In Krankenhäusern und Arztpraxen genauso wie bei Friseuren, Fußpflege oder Rettungswachen.“ Wie es im Jerichower Land um die Einhaltung der Hygienestandards in Corona-Zeiten steht? „Gut“, bestätigt der Amtsarzt. „Wir können hier ein hohes Niveau vorweisen. Alle von uns zu kontrollierenden Einrichtungen haben sich mit speziellen Hygienekonzepten auf die neue Situation eingestellt. Sie haben Vorsorge getroffen, klare Abläufe erarbeitet. Und das schon frühzeitig.“

Mit vereinter Kraft

Allein damit sei es aber nicht getan. „Zumal mit dem Corona-Virus eine Lawine auf uns zugerollt ist, die uns alles abverlangt“, umreißt der Amtsarzt die pandemiebedingten besonderen Herausforderungen. „Uns wurde schnell klar, dass wir dieses Pensum nur mit vereinten Kräften stemmen können. Also haben wir mit niedergelassenen Ärzten, Krankenhäusern und zahlreichen weiteren Partnern die Ärmel hochgekrempelt und uns den neuen Herausforderungen gestellt.“ Zum Beispiel in Sachen Schutzausrüstung. Daran mangelte es auch im Jerichower Land. Aber woher nehmen? „Da hat der Landkreis sofort reagiert und überall Bestellungen ausgelöst. In der Hoffnung, dass wir Stück für Stück beliefert werden.“ Auch Bund und Land hätten sich eingebracht. Für das Gesundheitsamt hieß es neben der Beschaffung, die Schutzkleidung schnell und unkompliziert zu verteilen, wo sie gebraucht wurde. „Wir haben erreicht, dass die medizinische Versorgung im Landkreis zu keinem Zeitpunkt in Frage gestellt war“, sagt der Amtsarzt nicht ohne Stolz.

Eine weitere Herausforderung: Corona-Tests. „Auch hier war schnell klar, dass wir das nicht alleine schaffen können.“ Zusammen mit der Helios Klinik Jerichower Land und der Kassenärztlichen Vereinigung wurde in Burg eine Fieberambulanz eingerichtet. Inzwischen bieten auch immer mehr Hausärzte Abstriche an. Preislers Empfehlung für alle, die Corona-Symptome haben: „Setzen Sie sich zuerst telefonisch mit Ihrem Hausarzt in Verbindung.“


"AHA" sind das A und O

Dass Infektionskrankheiten gemäß bundesdeutschem Infektionsschutzgesetz einer Meldepflicht unterliegen, ist auch im ­Jerichower Land nicht neu. Die Corona-Pandemie habe allerdings deren Zahl deutlich in die Höhe getrieben. Deshalb lautet Preislers Appell an alle: Mitmachen! Mit den richtigen Angaben zur Nachverfolgung. Mit strikter Einhaltung der sogenannten AHA-Regeln: Abstand, Hygieneregeln, Atemschutzmaske. „Bei rapide steigenden Zahlen gelangen auch wir sonst an unsere Grenzen. Das gilt es zu vermeiden.“ Der Amtsarzt betont, dass uns die Pandemie noch eine ganze Weile beschäftigen wird. „Ein zu sorgloser Umgang der Bevölkerung mit der Situation fällt uns auf die Füße.“ Sein Tipp zudem: „Nehmen Sie auch die gebotenen Grippeschutzimpfungen in Anspruch. Damit können Sie Ihr persönliches Risiko zusätzlich minimieren – gerade in der kalten Jahreszeit!“ Denn die ist ja bereits in vollem Gange. Leider mit wieder stark steigenden Corona-Zahlen weltweit. „Im Jerichower Land sind wir gut aufgestellt und können bei Bedarf schnell handeln.“ Zum Beispiel, um die Testkapazitäten auszuweiten. Das Virus in Schach zu halten – und das betone er gern immer wieder – kann nur gelingen, wenn alle an einem Strang ziehen. „Es ist die Gemeinsamkeit, die uns die Kraft dafür gibt.“



Essen gut, alles gut!

Kathleen Voigt, Diätassistentin und Diabetesberaterin im Jerichower Land, über Superfood für die kalte Jahreszeit, Immunsystem und Ernährungsfallen.

Frau Voigt, Sie haben sich der gesunden Ernährung verschrieben. Wie kam es dazu?
In meiner Jugend hatte ich Gewichtsprobleme. Mit meinem Beruf als Diätassistentin und Diabetesberaterin konnte ich nicht nur mir selbst, sondern auch vielen anderen ­dabei helfen, den geeigneten (Ernährungs-)Weg zu finden.

Gerade im Winter brauchen wir ein starkes Immunsystem. Wie geht das mit unserer Ernährung zusammen?
Wenn ich mich ausgewogen ernähre, mit dem Essen ausreichend Vitamine und Mineralstoffe zu mir nehme, stärke ich mein Immunsystem. Damit beuge ich unter anderem Erkältungserkrankungen vor.

Und wie genau funktioniert das? Im Grunde sollten wir im Winter nicht anders essen als im Sommer – ausgewogen und in Maßen. Allerdings neigen wir in der dunklen Jahreszeit zu mehr Zucker und Fett, nehmen eher schweres Essen zu uns. Das belastet den Organismus. Gemüse, Obst, frische ­Salate – die leichte Kost aus Frühling und Sommer ist auch gut im Herbst und im Winter. Drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst am Tag – diese Regel der gesunden ­Ernährung gilt ganzjährig!



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Was genau empfehlen Sie?
Zum Beispiel heimisches Wintergemüse wie Rosenkohl, Rotkohl, Wirsingkohl, Weißkohl. Das sind wahre Vitamin-C-Wunder. Das ­Superfood schlechthin ist Ingwer. Die aus den Tropen und Subtropen stammende ­Wurzel heizt den Körper von innen auf – etwa als Ingwertee –, wirkt desinfizierend und schützt uns damit vor Bakterien und Keimen. Ich verwende sie zudem gern als Gewürz in Kürbissuppe, zubereitet mit einer vitaminreichen Kokosmilch. Auch Kardamom und Anis sind immunstärkende und wärmende Gewürze. Dann natürlich Vollkornprodukte. Und Nüsse – die Munter­macher schlechthin. Sie ver­sorgen uns mit Energie, machen uns leistungs­fähiger. Aber Achtung: bitte nur eine Handvoll anstatt einer ganzen Tüte! Nicht zu vergessen: Fisch enthält das für unsere ­Knochen unverzichtbare Vitamin D. Auch Milch und Milchprodukte sind gut.

Wo lauern Ernährungsfallen?
Im Zucker. Die Industrie verwendet in ihren Produkten viel zu viel davon. Zwölf Gramm Zucker – das entspricht vier Stückchen Würfelzucker – in einem kleinen Becher Joghurt finde ich deutlich zu viel. Hinzu kommt versteckter ­Zucker. Da stehen dann Glukose, Fruktose oder Maltodextrin auf den Produkten und nicht jeder versteht gleich, dass es da um Zucker geht. Das Trügerische am Zucker: Mit süß verbinden wir Geborgenheit und ­Körpernähe. Dabei verändert der Zucker ­unsere Geschmacksnerven. So, dass wir immer ein bisschen mehr davon wollen.

Was tun?
Einfach ein bisschen weniger davon konsumieren. Den Zucker ersetzen. Zum Beispiel durch Obst. Zum Backen nehme ich nur noch die Hälfte Zucker. Naturjoghurt süße ich mit Frischobst oder Honig. Wichtig ist zudem, auf eine ausgewogene Zusammensetzung der Mahlzeiten zu achten. Ich empfehle 50 Prozent gut verwertbare, ballaststoffhaltige Kohlen­hydrate wie Vollkornprodukte, Naturreis, Kartoffeln, Gemüse, Obst. Dazu 20 Prozent Eiweiß und 30 Prozent Fett.

Fett macht fett, sagt der Volksmund ...
Da hat er nur teilweise recht, denn unser Körper braucht Fett. Ohne hätten wir spröde Haare, gerissene Fingernägel, fahle Haut. Dennoch: Beim Fett fangen die meisten an zu sparen. Sie verzichten zum Beispiel auf Öl am Salat. Das wird jedoch gebraucht, um die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K aufzunehmen. Auch hier gilt: Das Maß der Dinge ist entscheidend.

Verraten Sie uns Ihr Tagesmenü?
Klar, starten wir mit dem Frühstück, der wichtigsten Kraftquelle für den beginnenden Tag. Bei mir gibt es Müsli mit Haferkleie, frischem Obst und ein paar Sonnenblumenkernen. Dazu weiche ich mir über Nacht Chiasamen ein. In der Klinik esse ich Vollkornbrot mit ­frischem, saisonalem Gemüse. Zu Hause gern mal Pellkartoffeln mit Kräuterquark und Gurkensalat. Oder Eintopf. Zum Beispiel aus Hülsenfrüchten. Die sind ballaststoffreich und eiweißhaltig. Zum Abendessen gibt es Rohkost. Möhren, Rucola, Gurken – je nach Saison und am liebsten aus der Region. Im Winter gern mal einen Chicoreesalat mit Orangen.

Ihr Tipp für die kulinarisch meist üppigen Weihnachtstage?
Nicht verzichten, aber langsam und bewusst essen. Den Teller nicht so vollpacken. Viel trinken! Wenn ich vor dem ­Essen trinke, ist der Magen schon vorgefüllt. Und: ausreichend bewegen. Gehen Sie auch im Winter so oft wie möglich raus in die Natur, tanken Sie Licht. Ihr Immunsystem wird es Ihnen danken!



Im Netz zu Hause

Betreuen, bauen, Störungen beseitigen – auf die Monteure der Burger Netzgesellschaft ist Verlass.

Julian Wagner schnuppert. „Riecht ihr das auch? Hier hat was geschmort! Möglicherweise ein Kurzschluss.“ Ist der Elektroniker für Betriebstechnik, der bei der Stadtwerke Burg Energienetz GmbH als Netzmonteur arbeitet, dem Problem damit auf die Schliche gekommen? „Das wird sich gleich zeigen“, sagt der 30-Jährige und macht sich an die Arbeit.

Vor einigen Tagen habe es einen Hilferuf von Anwohnern aus Parchau gegeben. „Sie meldeten Ausfälle bei der Straßenbeleuchtung.“ Inzwischen war ­Wagner bereits mehrmals vor Ort, um die Ursache aufzuspüren. „Das gleicht oft der Suche nach der Nadel im Heuhaufen“, sagt er und erklärt, wie er dabei vorgeht. „Zuerst wechsele ich die Sicherung aus. In der Regel funktioniert die Straßenlaterne dann wieder, muss aber weiter beobachtet werden. Tritt das Problem erneut auf, fange ich an, mögliche Fehlerquellen immer weiter einzugrenzen. So lange, bis die Ursache Konturen annimmt.“

4.000 Lichtpunkte
Gestern zum Beispiel, da war er schon mal hier in Parchau und hat sich den gesamten Straßenzug angeschaut. „Wir kennen ja unser Netz, auch mit seinen Schwachpunkten“, sagt er. Zwar sei der Großteil der insgesamt rund 4.000 Lichtpunkte in Burg, Parchau, Ihleburg, Reesen, Detershagen, Niegripp, Schartau, Blumenthal bis Madel inzwischen auf LED umge­rüstet und damit deutlich weniger störanfällig, „aber die Kabel im Erdreich sind oftmals noch die alten“, so der Netzmonteur. Ist ein Kabel defekt, schaltet automatisch die Sicherung ab. Damit könne dann auch gleich mal ein ganzer Straßenzug dunkel bleiben.

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Wir kümmern uns
In Parchau hat Wagner inzwischen herausgefunden, dass es einen Kurzschluss in einem Kabelübergabekasten gab, der hinter der Revisionsklappe im Fuß jeder Laterne steckt. Jetzt checkt er, wie stark die Kabel in Mitleidenschaft gezogen sind. „Kann sein, dass wir hier noch eine Tiefbaufirma brauchen, die uns Teile der Trasse freilegt, um die beschädigten Kabel zu erneuern.“

Während der Netzmonteur seinen Spannungsprüfer zückt, erzählt er, warum er sich gerade für diesen Job entschieden hat. „Elektrotechnik, Strom – das hat mich schon immer gereizt. Du betätigst einen Schalter, das Licht geht an. Mit der Fernbedienung bringst du den Fernseher zum Laufen. Und was wäre eine Pizza ohne funktionierenden Backofen?“ Strom sei heutzutage eine Selbstverständlichkeit. Und zugleich ein herausforderndes Medium, das beherrscht sein will. „In unserem Netz arbeiten wir in zwei Spannungsebenen, in der Mitttelspannungsebene sind das bis zu 20.000 Volt. Da musst du genau wissen, wie es geht, und achtsam agieren“, sagt er. Treten Probleme auf, gilt es Lösungen zu finden. Schnell und treff­sicher. „Denn wir Netzmonteure sind dafür da, unseren Kunden Versorgungssicherheit zu bieten. Ist die gestört, machen wir uns umgehend auf den Weg. Egal an welchem Tag, egal zu welcher Zeit.“

Kein Tag gleich dem anderen

Das betrifft im Übrigen nicht nur die Straßenbeleuchtung. Die Netzmonteure sind in der Wartung und Instandhaltung des gesamten Stromnetzes gefragt. Sie bauen Hausanschlüsse, kümmern sich um Trafostationen und neue Netzabschnitte. „Bei uns gleicht kein Tag dem anderen“, sagt Wagner. Heute Vormittag etwa habe er Schaltarbeiten im Mittelspannungsnetz durchgeführt. „Für die Wartung einer unserer Trafostationen durch einen Dienstleister musste ich die Station vorübergehend außer Betrieb nehmen.“ Anschließend ging es für ihn zurück nach Burg, wo im Asternweg eine neue Straßenlaterne gesetzt wurde. „Damit gerade fertig, meldete auch schon der Dienstleister Vollzug, sodass ich flink zurück zur Trafo­station bin, um den Strom wieder anzuschalten.“ Pro Tag kämen da locker bis zu 70 Kilometer zusammen, die ihn quer durchs Gemeindegebiet der Stadt Burg führen. „Ein normaler Arbeitstag bei uns Netzmonteuren ist unbeständig, schnelllebig und herausfordernd.“ Aber genau das mache es eben auch aus. „Es tut gut, am Ende sagen zu können: Das haben wir heute geschafft!“

In 20 Minuten vor Ort

Jede dritte Woche hat Wagner Bereitschaftsdienst. „Bei einer Störung bin ich in maximal 20 Minuten vor Ort. Egal, ob ich gerade gemütlich auf dem Sofa sitze, mit meinen Kindern spiele oder im Supermarkt an der Kasse stehe.“ In diesem Fall habe seine Familie das Nachsehen, „weil ich als Netzmonteur Verantwortung trage und dringend anderswo gebraucht werde“.

An der defekten Straßenleuchte in Parchau hat Wagner gerade die Schmauchspuren der verkohlten Kabel entfernt und einen neuen Kabelübergabekasten eingebaut. Geschafft. Zum Glück brauchte es heute keine Tiefbauer. Dann nämlich hätte die Reparatur noch deutlich mehr Zeit in Anspruch genommen. Jetzt flink noch den Chef informieren, der die Fehlerbehebung an die Kunden meldet. Und weiter geht’s.